Veröffentlicht am in Notion HQ

Die ausschlaggebenden Situationen und Entscheidungen im Vorfeld des Launchs der Notion-KI

Von Ivan Zhao

Mitbegründer & CEO

Lesezeit 6 min

Vor fast genau einem Jahr saßen mein Mitbegründer Simon und ich bei ein paar Tacos zusammen und überlegten, wie wir künstliche Intelligenz in Notion einbinden könnten. Wir waren die letzten Teilnehmenden eines Teambuilding-Workshops und verlängerten unseren Aufenthalt um drei Tage, um das Prototyping abzuschließen.

Weniger als einen Monat nach diesem Workshop führten wir die Notion-KI in der privaten Alpha-Phase ein. Wir hatten gehofft, dass sich ein paar hunderttausend Menschen auf der Warteliste eintragen würden. Am Ende waren es mehr als 2 Millionen.

Mittlerweile setzen Millionen von Benutzerinnen und Benutzern den KI-Writer und KI-Autofill von Notion ein, um Inhalte zusammenzufassen, Brainstormings durchzuführen, erste Entwürfe zu verfassen, Übersetzungen anzufertigen, ihren Schreibstil zu verfeinern und Grammatikfehler zu verbessern (meine Lieblingsfunktion). Erst vor zwei Wochen haben wir Q&A eingeführt – ein neues KI-Produkt von Notion, das dich dabei unterstützt, mithilfe der Informationen in deinem Workspace Antworten auf deine Fragen zu erhalten.

Rückblickend haben die Monate vor Einführung der Notion-KI in der nicht öffentlichen Testversion unsere Herangehensweise an KI grundlegend geprägt. Die im Folgenden geschilderten Situationen und Entscheidungen waren dabei ausschlaggebend.

Die Anfänge von KI haben uns zunächst nicht überzeugt. Dann änderte sich alles.

2019 wandten sich Simon und unser Team an OpenAI, um eine Demo von GPT-3 zu erhalten. Das war etwa ein Jahr vor dem Launch von GPT-3 im Juni 2020. Sie fragten das Modell: „Warum gibt es in Colorado so viele Streifenhörnchen?“ Die Antwort, die sie erhielten, war komplett erfunden und zeigte so unmittelbar die Grenzen der Technologie auf.

Ich erinnere mich auch noch daran, wie ich in der Anfangsphase den GPT-3 Playground ausprobierte und ihn interessant fand, mich aber gleichzeitig fragte, was man damit anfangen könne, außer eine Menge minderwertige Inhalte zu produzieren. Es fehlte einfach noch etwas. Die Technologie war noch nicht intelligent genug.

Über die nächsten Monaten verfolgte Simon die Entwicklungen im KI-Bereich genau. DALL-E war das erste wirklich beeindruckende Programm, das seine Aufmerksamkeit erregte. Anfang 2021 erstellte er damit fantastische Bilder und teilte diese über Slack mit uns allen. Im Vergleich zu allem bisher Gesehenen schien damit die Entwicklung von wirklich leistungsstarken Modellen in greifbare Nähe zu rücken.

Im Herbst 2022 erhielten wir frühen Zugriff auf GPT-4. Damit erhielten wir einen Eindruck vom Potenzial, das in KI steckte.

Dieses Modell war sehr viel intelligenter. Zuvor verhielten sich die meisten KI-Produkte wie Tools zur automatischen Textvervollständigung, im Grunde wurden Texte nur wiedergekäut. Als ich zum ersten Mal GPT-4 benutzte, war ich vollkommen perplex: Dieses Modell schien tatsächlich, „denken“ zu können.

In diesem Moment wurde uns klar, dass KI uns dabei helfen könnte, unsere Mission für Notion zu verwirklichen: die Entwicklung von Software-Tools allgegenwärtig zu machen. Die Gründung von Notion geht zu einem nicht unerheblichen Teil auf die Vision des Computerpioniers Doug Engelbart zurück, die er 1962 unter dem Titel Augmenting Human Intellect: A Conceptual Framework („Erweiterung des menschlichen Intellekts: Ein Grundkonzept“) veröffentlichte. Engelbart betrachtete Computer als Maschinen, die uns bei der Lösung von Problemen helfen können, und nicht bloß als die raumfüllenden Rechenapparate, die sie damals waren.

Uns war bewusst, dass KI ein Schritt in diese Richtung sein würde: Die Menschen wären in der Lage, einen Computer besser an ihre Bedürfnisse anzupassen und ihr Denken zu erweitern, um noch mehr aus ihren Geräten herauszuholen. Das galt auch für Notion.

Der Prototyp der Notion-KI wurde in einem Hotelzimmer entwickelt

Die KI-Technologie entwickelte sich rasant weiter und besagte GPT-4-Demo führte uns vor Augen, wie schnell sich KI verbessern konnte (und würde). Es gab bereits diverse KI-Tools. Und es zeichnete sich ab, dass eine Menge Unternehmen KI-Technologie in ihre Produkte einbinden wollten.

Über zwei Dinge waren Simon und ich uns einig: Zum einen würde KI unseren Benutzerinnen und Benutzern enormen Mehrwert bieten und zum anderen sollte unser Unternehmen das erste sein, das KI in sein Produkt einbindet.

Es gab aber auch viele Dinge, die noch im Unklaren lagen: So hatten wir beispielsweise noch keine Vorstellung davon, was genau wir mit der KI machen würden, wie die Umsetzung aussehen sollte oder welche Benutzeroberfläche dazu nötig wäre (um nur ein paar zu nennen).

Viele dieser Fragen haben wir im Rahmen eines unternehmensweiten Workshops geklärt.

Rückblickend war dies der perfekte Zeitpunkt für das KI-Prototyping. Alle Mitarbeitenden aus unseren weltweiten Niederlassungen waren zusammengekommen. Die allgemeine Arbeitsatmosphäre war ruhig (es gab wenige Unterbrechungen durch Slack). Wir verbrachten einen Großteil der Woche damit, mit einigen Mitgliedern des Produkt- und Entwicklungsteams in unserem Hotelzimmer zu experimentieren.

Ich saß auf der einen Couch und arbeitete. Simon hatte auf der anderen Couch Stellung bezogen. Wir arbeiteten bis spät in die Nacht. Wir hängten anschließend noch drei Tage dran, um den Prototyp fertigzustellen und haben dabei immer wieder Tacos im selben Restaurant gegessen. Das erinnerte sehr an die Anfänge von Notion in Kyoto, wohin wir das Unternehmen verlegt hatten, nachdem es 2015 fast gescheitert wäre. Dort hatten wir das Produkt komplett neu aufgebaut und auch von früh bis spät programmiert. Dieses Mal war es ganz ähnlich. Das war großartig.

Am Ende unseres Aufenthalts hatten wir das Prototyping abgeschlossen und dabei einige wichtige Produktentscheidungen getroffen.

  • Wir mussten eine komplett neue Benutzeroberfläche für die KI-Texterstellung entwickeln. Angesichts der zum damaligen Zeitpunkt verfügbaren KI-Technologie und unserer Produktanwendungsfälle schien es am sinnvollsten, mit einem Schreibprogramm zu beginnen. Allerdings es gab noch keine guten interaktiven Oberflächen. Damals ähnelten die meisten Benutzeroberflächen einem Online-Formular zum Generieren von Inhalten (Inhalte, die kopiert werden, um sie an anderer Stelle einzufügen und zu verwenden). Uns stellte sich bei der Gestaltung folglich eine ganz neue Herausforderung: Wir wollten KI auf unkomplizierte Weise in Notion einbinden.

  • Wir mussten zwischen der Verwendung vordefinierter Aufforderungen und allgemeineren Texteingaben abwägen. Ähnlich wie bei Notion-Vorlagen, die sofort einsatzbereit sind, wollten wir auf vordefinierte Aufforderungen setzen, um unseren Benutzerinnen und Benutzern den Einstieg in KI-Technologie zu erleichtern. Derzeit ist die Option Schreibstil verbessern die am häufigsten verwendete Funktion der Notion-KI. Aber wir wollten den Benutzerinnen und Benutzern auch die Möglichkeit geben, die KI mittels Aufforderungen zu veranlassen, spezifische Aufgaben zu erledigen, um sie so an ihre Bedürfnisse anzupassen. Bei der Entwicklung des Produkts mussten wir beiden Aspekten gleichermaßen Rechnung tragen.

  • Wir mussten festlegen, wie der Zugriff auf die KI erfolgen soll. Wir hatten bereits den /-Befehl, mit dem sich in Notion fast alles erledigen lässt. Zunächst stand die Überlegung im Raum, ob dieser auch als Einstiegspunkt für die KI dienen soll. Wir haben uns dann jedoch für einen neuen Einstiegspunkt in Form der Leertaste entschieden. Dies würde es Benutzerinnen und Benutzern abverlangen, mit Gewohnheiten zu brechen (was uns schon früh das Feedback einbrachte, dass diese Herangehensweise nicht intuitiv sei). Dennoch waren wir davon überzeugt, dass das Nutzererlebnis einfach und unmittelbar zugänglich gestaltet sein muss.

  • Wir mussten entscheiden, ob die KI standardmäßig aktiviert sein soll. Nach einigen internen Diskussionen haben wir uns dafür entschieden, die KI standardmäßig zu aktivieren. Simon und ich wollten unser Produkt nicht aufgliedern und zulassen, dass zweierlei Versionen von Notion entstehen (eine mit KI und eine ohne). Solltest du allerdings den Enterprise Plan nutzen, hast du die Möglichkeit, die KI zu deaktivieren.

  • Wir mussten im Blick behalten, welche weiteren Anwendungsfälle noch relevant und interessant sein könnten. Wir wussten, dass unsere Benutzerinnen und Benutzer wertvolle Informationen in Notion speichern und KI ihnen eine Möglichkeit bieten könnte, schneller und einfacher auf diese Informationen zuzugreifen. Damit nahm die Entwicklung von Q&A und der globalen Suchleiste ihren Anfang.

Hier begann nun die eigentliche Arbeit und es galt, unseren Prototyp zu einem Produkt weiterzuentwickeln. Weniger als einen Monat später führten wir die Notion-KI in der nicht öffentlichen Testversion ein.

So haben wir den Launch von unseren weltweiten Standorten aus organisiert

Im darauffolgenden Monat waren wir ganz und gar mit der Entwicklung beschäftigt.

Die Woche, in der der Launch stattfinden sollte, fiel mit einer Reise zusammen, die Simon und mich nach Japan führte. Die Zeitverschiebung erschwerte die zahlreichen Vorbereitungen für den Launch: die KI-Demo für die Presse optimieren, Interviews führen, unsere Website bearbeiten, die UX finalisieren und sicherstellen, dass die Warteliste eingerichtet ist. All diese Aspekte mussten zusammenspielen, um einen erfolgreichen Launch sicherzustellen. Darüber hinaus mussten wir im Rahmen unserer Reise noch eine Reihe von Terminen absolvieren. Um all dem nachzukommen, waren wir rund um die Uhr im Einsatz.

Ein wesentlicher Programmpunkt der Reise war die Teilnahme an einem Community-Event in Kyoto – einem ganz besonderen Ort für uns. Die ersten Zeilen des Notion-Codes wurden hier programmiert.

So schloss sich für uns der Kreis. Wir wussten, dass etwas Großes für Notion und für unsere Benutzerinnen und Benutzer bevorstand. Wir waren zu diesem Zeitpunkt genau am richtigen Ort. Bei einem Launch stellt sich oft das Gefühl ein, dass ein Abschnitt zu Ende geht. In diesem Fall wussten wir jedoch, dass dies erst der Anfang sein würde.

KI, Notion und was als Nächstes bevorsteht

Im November 2022 haben wir die Notion-KI in der nicht öffentlichen Testversion eingeführt. Wir haben zehn Wochen damit verbracht, wichtiges Nutzerfeedback zu sammeln, bevor die Notion-KI im Februar 2023 schließlich allgemein für Millionen Benutzerinnen und Benutzer verfügbar wurde. Und gerade erst in diesem Monat haben wir unsere KI-Funktionen um Q&A erweitert.

Im Mittelpunkt der Weiterentwicklung unserer KI  … stehst du. Die Nutzerin und der Nutzer. Der Mensch.

Wir wollen KI demokratisieren, damit Menschen sie zur Verbesserung ihrer Arbeitsabläufe nutzen können: Zugriff auf Wissen, Umsetzung von Projekten, Verwaltung von Meetings.

Womöglich zeigt sich, dass KI tatsächlich die menschliche Handlungsfähigkeit erweitern kann. Je weniger wir abgelenkt werden, desto stärker können wir uns auf die Arbeit konzentrieren, die uns als Menschen auszeichnet – beispielsweise Kreativität und kritisches Denken. Um dies zu erreichen, muss KI unserer Ansicht nach ein Begleiter sein, der sich an deine Bedürfnisse anpassen lässt (ähnlich wie Notion selbst!). Dem wollen wir auf den Grund gehen.

Ganz gleich, welche Richtung wir einschlagen, die Philosophie bleibt dieselbe: Wir wollen Menschen dabei unterstützen, ihre Probleme mithilfe von Technologie zu lösen. KI eröffnet uns hierzu eine ganz neue Möglichkeit. Und wir wollen sie unbedingt auf die bestmögliche und sinnvollste Weise für alle nutzen.

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