Veröffentlicht am in Notion HQ

Vier Lehren aus dem KI-Launch: Was wir gelernt haben und wo wir uns geirrt haben

Von Rachel Hepworth

Chief Marketing Officer

Lesezeit 7 min

Wir hatten die Notion-KI bereits eingeführt, als zwei Wochen später die Veröffentlichung von ChatGPT 3 alles auf den Kopf stellte.

Während andere Unternehmen in den folgenden Monaten Pressemitteilungen mit Screenshots von Produkten veröffentlichten, die es vielleicht irgendwann einmal geben würde, bot Notion seinen Nutzer/-innen schon ein echtes Produkt, das sie unmittelbar verwenden konnten.

Aber beim Wettlauf um die Eroberung des Marktes mussten wir einige Kompromisse eingehen und haben dabei viel gelernt. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die Entwicklung unserer Go-to-Market-Strategien für die Notion-KI – was wir richtig gemacht haben, was wir falsch gemacht haben und einige Dinge, die wir dabei auf die harte Tour lernen mussten.

1. Geschwindigkeit vor Gewissheit

Bei der Markteinführung einer bahnbrechenden Technologie kommt es auf Schnelligkeit an. 2022 betraten alle, die mit der Entwicklung von KI zu tun hatten, Neuland. Wir haben uns dabei für eine möglichst schnelle Markteinführung entschieden, um die Notion-KI umgehend für unsere eifrigsten Early Adopters verfügbar zu machen und unsere Entwickler/-innen so mit Feedback aus einem viel größeren Benutzerpool zu versorgen, als dies auf herkömmlichem Weg möglich gewesen wäre.

Die Optimierung zugunsten der Geschwindigkeit war jedoch mit erheblichen Abstrichen verbunden. Wichtige Funktionen wurden teilweise ganz vernachlässigt oder nur bis zu einem bestimmten Grad entwickelt. Hinsichtlich Design und UX haben wir unser Bestes gegeben, soweit es eben möglich war. Wir haben uns zunächst ganz auf die englischsprachige Version konzentriert, um später mit anderen Sprachen nachzuziehen. Und wir haben unsere Nutzer/-innen gebeten, sich in eine Warteliste einzutragen, um eine zugegebenermaßen unvollkommene Alpha-Version auszuprobieren, in der Hoffnung, dass ein Großteil unserer Community verstehen würde, dass KI neu für uns ist und wir in Echtzeit aus unseren Erfahrungen lernen müssen.

Abgesehen vom eingeschränkten Funktionsumfang erforderte der enge Zeitrahmen eine Go-to-Market-Strategie, bei der viele Fragen offen blieben: Wie würden Kund/-innen von Notion-KI in der Praxis einsetzen? Wie sollten wir unser Produkt und seine Funktionsweise beschreiben? Wie sollten wir die Nutzung in Rechnung stellen?

Haben uns all diese Unklarheiten beunruhigt? Ja. Aber hätte eine verzögerte Markteinführung zu einem besseren Produkt geführt? Wahrscheinlich nicht. Indem wir in Echtzeit durch Zuhören gelernt haben, konnten wir auch viel erfahren.

2. Ein offenes Ohr für unsere Kund/-innen

Als wir im November 2022 die Warteliste für die Notion-KI anlegten, hofften wir auf 200.000 Einträge. Fünf Wochen später waren es 1.000.000. Angesichts dieses regen Zulaufs standen uns viel mehr Informationen zur Verfügung, die uns helfen konnten, unser Produkt zu beschreiben.

Unsere erste – und in der jungen Branche weit verbreitete – Annahme war, dass generative KI zum Verfassen unterschiedlichster Texte verwendet werden würde, von Blog-Beiträgen über Kunden-E-Mails bis hin zu Gedichten. Unser Messaging spiegelte zunächst genau das wider:

Es zeigte sich jedoch, dass die Nutzer/-innen der Alpha-Version es vorzogen, erste Entwürfe selbst zu schreiben und sie mithilfe von KI zu überarbeiten: Der beliebteste Notion-KI-Befehl zu dieser Zeit lautete „Schreibstil verbessern“. Daher haben wir unseren Fokus von der KI als Inhaltsgenerator auf die KI als unterstützender Partner verlagert. Anstatt deine Arbeitsleistung zu ersetzen, kann KI dich durch intelligente Anleitung dabei unterstützen, schneller und besser mehr zu erledigen:

Eine weitere Überraschung stellte für uns die Benutzergruppe dar, die Notion-KI als Erstes für sich entdeckte. Wir hatten angenommen, dass KI vor allem für Unternehmen einen enormen Produktivitätsgewinn ermöglichen würde. Doch tatsächlich fanden die meisten unserer Community-Mitglieder spannende Möglichkeiten, sie zu Hause, im Freundeskreis oder in der Schule zu nutzen. In diesem Video zum GA-Launch (General Availability, allgemeine Verfügbarkeit) wird gezeigt, wie die Notion-KI einer gestressten Büroangestellten die akut angefallene Arbeit erleichtert und sie bei drei schnell zu erledigenden Aufgaben unterstützt, sodass sie sich nur 45 Sekunden später beruhigt zurücklehnen kann. Der Clip kam sehr gut an. Trotzdem hatten wir noch einen langen Weg vor uns, um diese Zielgruppe für unser Produkt zu erreichen.

3. Einfache Preisgestaltung

Unsere ursprüngliche Preisstrategie bestand darin, der Notion-Kundschaft das KI-Add-on gegen eine geringe Pauschalgebühr zur Verfügung zu stellen sowie ein nutzungsbasiertes Modell anzubieten. Wir hatten ein dreistufiges System entwickelt, mit dem sich KI kostengünstig hinzuzufügen, jedoch nur in begrenztem Umfang nutzen ließ. Die Kundschaft zahlte dabei pro KI-Antwort bis zu einer monatlichen Obergrenze sowie für den darüber hinaus anfallenden Bedarf.

Super anpassbar und benutzerorientiert, oder? Niemand sollte für nicht in Anspruch genommene KI-Dienste bezahlen müssen. Wie bei einem Mobilfunktarif.

Aber wie bei vielen Mobilfunktarifen führte auch unsere Preisstrategie zu mehr Komplexität, als wir erwartet hatten. „Wenn ich die KI aufrufe, möchte ich nicht jedes Mal erst das Restguthaben für den Monat überprüfen müssen“, wünschten sich Kund/-innen.

Rückblickend scheint das Problem offensichtlich: Die Zahlung pro Frage hielt Kund/-innen davon ab, das Produkt zu erkunden. Doch genau das ist nötig, damit neue Interessent/-innen lernen, wie dieses spannende neue Tool genutzt wird.

Nur wenige Wochen vor dem GA-Launch im vergangenen Februar hatten wir daher die Preisgestaltung für die Notion-KI auf die derzeitige monatliche Pauschalgebühr umgestellt.

4. Man lernt nie aus

Als uns Nutzer-innen der Notion-KI eindeutiges Feedback zur Preisgestaltung gaben, wurde schnell klar, dass wir noch viel darüber zu lernen hatten, wie wir das Tool am besten präsentieren, und sogar darüber, welche seiner Funktionen sich als am nützlichsten erweisen.

Die Notion-KI ist kein homogenes Produkt. Sie setzt sich vielmehr aus einer Vielzahl von Funktionen zusammen, über deren Nutzen für unsere Kund/-innen wir vorerst nur spekulieren konnten. Das Benutzerfeedback hat maßgeblichen Einfluss darauf, welche der Funktionen wir priorisieren.

In einem Tweet, in dem er die Veröffentlichung der Alpha-Version ankündigte, bezeichnete Ivan die Notion-KI als „wirklich nützlich“. Aber nützlich für wen und wofür? Erste Nutzer/-innen des Notion-Businessplans teilten uns mit, Notion-KI sei für diejenigen unter ihnen am nützlichsten, die im Rahmen ihrer Tätigkeit viel schreiben. Also unterhielten wir uns eingehend mit aktiven KI-Nutzer/-innen, um einer vermeintlich einfachen Frage auf den Grund zu gehen:

Was erschwert ihre Arbeit?

Ihr Feedback machte deutlich, dass das größte Problem bei Notion – ebenso wie bei eigentlich allen SaaS-Tools – die Informationsbeschaffung ist: die Möglichkeit, Informationen zu finden, wenn du sie brauchst. Diese Erkenntnis veränderte unseren Blick auf die Nutzer/-innen der Notion-KI. Aber sie wirkte sich auch auf die Entwicklung des Produkts selbst aus – vom frühen redaktionellen Fokus über teambasiertes Datenbankwissen (KI-Autofill) bis hin zur neuen Funktion „Q&A“, die zur Beantwortung von Fragen den gesamten Workspace durchsucht.

Das Feedback der Community hat zudem die Art und Weise verändert, wie wir die Notion-KI präsentieren. Nachdem sie die ambitionierten Slogans gelesen hatten, die wir anfänglich zur Beschreibung der Notion-KI zu verwendet haben – „Schreibe schneller, denke größer, sei kreativer“ – kommentierten Notion-Nutzende diese mit Sätzen wie: „Ich weiß immer noch nicht, was ich damit anfangen soll.“

Es wurde viel über den Mehrwert geschrieben, den KI bietet. Es ist jedoch wichtiger, den Nutzer/-innen diesen Wert zu veranschaulichen. Daher finden sich auf der aktuellen Landing Page für die Notion-KI konkrete Beispiele für Q&A-Prompts:

  • Wie kann ich einen Bug beim Engineering-Team melden?

  • Wann veröffentlichen wir die neugestaltete Website?

  • Woran arbeitet das KI-Team diese Woche?

Woran arbeitet unser KI-Team diese Woche? Wir werden dich auf dem Laufenden halten. Wir sind mit unserer KI noch kaum den Kinderschuhen entwachsen, das haben wir mit allen anderen Anbietern gemeinsam. Aber wir werden weiter voranschreiten, aufmerksam zuhören und dabei über unsere Erkenntnisse berichten.

Wir sehen uns beim nächsten Launch.

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